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Sommergewitter im Dezember

Als die ISS am 16. Dezember ISS über den Westen Südamerikas flog, bekamen die Astronauten Gewitterwolken zu sehen, die wir bei uns eher zwischen Mai und August erwarten. Natürlich liegt es daran, dass auf der Südhalbkugel gerade Sommer ist und die entsprechenden sommerlichen Gewitterlagen nun dort vorherrschen.

Die ersten beiden Bilder zeigen über Ecuador die typischen Gewitterwolken der Tropen. Drei "Overshooting Tops" ragen aus der hohen Wolkendecke hervor. Diese Wolkendecke besteht feinen Eiskristallen und entstand, als die Wolkenluft der Aufwinde mehrerer Gewitter sich am Oberrand der Troposphäre seitlich ausbreitete und die so entstehenden Wolkenschirme sich miteinander zu einer Wolkendecke verbanden. Die drei Overshooting Tops, die gut sichtbar über die Wolkendecke hinaus reichen, markieren starke Aufwinde von drei verschiedenen Gewittern.

Weiter südlich ähneln die Gewitter mehr unseren Sommergewittern, die wir von starken Gewitterlagen kennen. Hier kommen mehrere atmosphärische Bedingungen zusammen, die auch unwetterartige Gewitter hervorbringen können. Der Regenwald des Amazonas stellt eine Quelle für eine sehr feuchte und warme Luftmasse in Bodennähe dar. Diese Luft wird unter den richtigen Bedingungen nach Süden transportiert und kann so z. B. Paraguay oder Argentinien erreichen. Von den Anden strömt trockene Luft, deren Temperatur mit der Höhe rasch abnimmt über die feuchte Luftmasse, weshalb sich viel Energie aufbaut. Zusätzlich entstehen im Lee der Anden Tiefdruckgebiete, die eine starke Änderung des Windes mit der Höhe bewirken. Unter dem Einfluss dieser sogenannten Windscherung organisieren sich die Gewitterzellen und ihr Aufbau wird mitunter sehr komplex, was häufig zu besonders heftigen Unwettererscheinungen führt.

Das letzte Bild zeigt in der unteren rechten Ecke ein Gewitter, das unter solchen Bedingungen entstanden ist. Der hohe Wolkenschirm weht aufgrund des kräftigen Winds in dieser Höhe nach hinten, was den Blick auf den Aufwind unterhalb des Overshooting Tops freigibt. Dort steigt die Luft aus Bodennähe weit über 10 Kilometer in die Höhe, bis sie an der Grenze zwischen Troposphäre und Stratosphäre nicht mehr weiter aufsteigen kann. Nur die hohe Aufwindgeschwindigkeit sorgt dafür, dass die Luft im Overshooting Top kurzzeitig höher steigen kann. Daraufhin breitet sich die Luft in dem vergleichsweise dünnen Wolkenschirm aus, der sich duzende - manchmal hunderte - Kilometer ausdehnt und sich dabei weit vom eigentlichen Gewitter entfernt.

Copyright: NASA / Columbus Eye

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