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Taifun Nanmadol - Ein Mahlstrom in den Wolken

Kurz vor Sonnenuntergang flog die ISS am 16. September über die Philippinensee und den Pazifik hinweg. Von dort hatten die Astronauten einen optimalen Blick auf Taifun Nanmadol, der erst rund zwei Stunden zuvor zu einem Sturm der Kategorie 4 heraufgestuft wurde.

Wie ein gewaltiger Mahlstrom in einem Ozean aus Wolken sieht der Taifun in den ersten drei Bildern aus. Durch den tiefen Sonnenstand ist gut zu erkennen, dass der Bereich um das Auge herum deutlich höher reicht als die umgebenden Wolken. Hier findet eine starke Aufwärtsbewegung statt und auch die rotierenden Winde des Wirbelsturms sind hier am stärksten. Lediglich die Spitze einer Gewitterwolke im weiter außen gelegenen Bereich des Taifuns erreicht etwa die Höhe der Wolken in der Eyewall. Zu sehen ist diese Gewitterwolke im unteren linken Bildbereich in Bild 02.

Das vierte Bild zeigt den tropischen Wirbelsturm aus der Sicht einer Weitwinkelkamera. Hier zeigen sich die wahren Ausmaße von Nanmadol. Auch Teile der Raumstation sind in dieser Aufnahme zu sehen.

Die Bilder 05 und 06 zeigen erneut Details des Auges, diesmal befand sich die ISS jedoch bereits deutlich näher am Sturmsystem. Neben der turbulent aufgewühlten Wolkenoberseite, die die Stärke der Aufwinde erahnen lässt, ist zu sehen, dass das Auge nicht komplett wolkenfrei ist. Tatsächlich befindet sich im (fast) windstillen Zentrum von tropischen Wirbelstürmen häufig eine tief liegende Wolkendecke, in der manchmal kleinere Wirbelstrukturen (sog. Mesovortices) auftauchen. Das sechste Bild zeigt außerdem im unteren und rechten Bildbereich eine Wellenstruktur in der Wolkendecke. Diese Schwerewellen treten häufig auf, wenn Luft aufsteigt und um eine stabile Ruhelage zu schwingen beginnt.

Die letzten vier Bilder zeigen die Ausmaße von Nanmadol im Abendlicht. In den oberen Bereichen der Bilder befinden sich die turbulenten Oberseiten von Gewitterwolken, die sich in einem Bogen um den Wirbelsturm organisieren. Hier befindet sich eines der für tropische Wirbelstürme typische Regenbänder, die in den äußeren Bereichen auftreten.

Wenige Stunden nach diesen Aufnahmen erreichte Nanmadol den Höhepunkt seiner Intensität mit mittleren Windgeschwindigkeiten von rund 250 km/h. Damit erreichte der Taifun das obere Ende der Kategorie 4. Am 18. September traf Taifun Nanmadol auf den Süden Japans. Glücklicherweise schwächte sich der Sturm zuvor ab und erreichte die japanische Region Kyushu als Sturm der Kategorie 3. Etwa 7 Millionen Menschen wurden zur Evakuierung aufgerufen, über 100 Menschen wurden verletzt und vier Tote sind zu beklagen. Weiterhin sind rund 100.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten.

Copyright: NASA / Columbus Eye

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